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Spenderbericht

Frankenpost

In fünf Stunden zum Lebensretter

Er hat nicht wirklich damit gerechnet, als Spender in Frage zu kommen, als Andreas Hüttner im Jahr 2006 an einer Typisierungsaktion in Bad Steben teilgenommen hat - er wusste, dass es sehr schwierig ist, für einen Patienten einen geeigneten Knochenmarkspender zu finden.

Andreas Huettner

Thierbach - Er hat nicht wirklich damit gerechnet, als Spender in Frage zu kommen, als Andreas Hüttner im Jahr 2006 an einer Typisierungsaktion in Bad Steben teilgenommen hat - er wusste, dass es sehr schwierig ist, für einen Patienten einen geeigneten Knochenmarkspender zu finden. Die Typisierungs-Aktion hatte die Thierbacher Feuerwehr ins Leben gerufen, und wie seine Kameraden ließ sich Andreas Hüttner, ein aktiver Feuerwehrmann, Blut abnehmen, das dann auf Gewebemerkmale untersucht wurde. Die Daten kamen in die Datenbank der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) in München-Gauting.

Eine Nachricht aus München erreichte ihn im Frühjahr 2008 - er könnte ein möglicher Spender sein. "Ich wurde gefragt, ob ich noch bereit wäre zu der Spende. Ich war weiterhin bereit dazu", erzählt er. Zunächst ging es darum, sein Blut noch genauer zu untersuchen. "Mein Hausarzt hat mir dafür Blut abgenommen und ins Labor geschickt", berichtet der Thierbacher weiter. Und es zeigte sich, dass er tatsächlich der geeignete Spender war.

Gründliche Untersuchung

Für ein Vorgespräch und eine gründliche medizinische Untersuchung wurde Andreas Hüttner nach München-Gauting eingeladen zur Stammzellenbank, die auf dem Gelände der Asklepios-Klinik angesiedelt ist. Ein Arzt erläuterte ihm, wie die Blut- Stammzellen entnommen werden und welche Risiken damit verbunden sind. Die Untersuchung ergab, dass der heute 23-Jährige vollkommen gesund war.

Der Termin für die Stammzellen-Entnahme wurde auf den 20. Oktober 2008, einen Montag, festgelegt.

Ein Medikament zur Vorbereitung erhielt Andreas Hüttner in Form von Spritzen, die er sich selber in die Bauchdecke gab. Fünf Tage lang musste er sich zweimal täglich spritzen.

"Das Medikament löst Grippe-Symptome aus", erläutert er, also Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. "Der Körper denkt, er ist krank und produziert mehr Stammzellen, die durch das Medikament auch herausgelöst und in das Blut geschwemmt werden", erklärt er. Die Grippe-Symptome traten bei ihm auch auf, allerdings nicht sehr schlimm. Nur am Training teilnehmen konnte der aktive Fußballer nicht; dafür war er doch zu geschwächt.

Bei der Fahrt nach München zur Stammzellen-Entnahme nahm Andreas Hüttner seinen Vater mit. Die Kosten für eine Hotel- Übernachtung bekamen sie wieder erstattet. "Mir war gesagt worden, dass ich danach nicht selber Autofahren soll", erläutert Andreas Hüttner - was seiner Meinung nach trotzdem gegangen wäre; er fühlte sich gut nach der Entnahme.

Am 20. Oktober kam er um 6 Uhr in die Klinik, mit nüchternem Magen. Er nahm Platz auf einem Behandlungsstuhl mit Armlehnen. Die Blutentnahme erfolgt über die Arme: Durch eine Kanüle wurde Blut entnommen und in eine Zentrifuge geleitet, die die Stammzellen herausholt. Über eine Kanüle im anderen Arm wurde das Blut zurück in den Körper geleitet. Dieser Vorgang dauerte knapp fünf Stunden, ein Arzt war die ganze Zeit dabei. Andreas Hüttner unterhielt sich mit dem Mediziner und er schaute einen Film an, um die Zeit zu überbrücken - es war der "Herr der Ringe".

Nur leichte Beschwerden Anschließend hatte er Schmerzen in den Armbeugen, fühlte sich insgesamt aber gut. Nach einem Mittagessen fuhren die Thierbacher nach Hause. Etwa zwei Tage lang, berichtet Andreas Hüttner, hielten die Grippe-Symptome noch an. "Mir haben auch die Knochen weh getan. Man merkt, es ist etwas passiert mit einem", beschreibt er dieses Gefühl. Er konnte aber normal arbeiten gehen.

Nach einigen Wochen erhielt Andreas Hüttner ein Schreiben von der Stammzellenbank: Dem Patienten, der die Stammzellen transplantiert bekam, gehe es gut. Wer das ist, das weiß Andreas Hüttner bislang nicht. "Alles läuft vollkommen anonym, man erfährt überhaupt nichts. Aber man wird gefragt, ob man nach einem Jahr Kontakt aufnehmen möchte." Dem hat der Thierbacher zugestimmt, und falls der Empfänger der Spende dem Kontakt ebenfalls zustimmt, wird er bald erfahren, wer der Mensch ist, dem er durch seine Spende das Leben gerettet hat.

DKMS

„Zuerst ungläubiges Erstaunen, als ich im Jahre 2004 den Brief der DKMS in Händen hielt, dass ich als Spender in Frage komme, da die Typisierung bereits 1992 statt gefunden hatte. Danach wechselte sich zuerst ein stolzes mit einem etwas mulmigen Gefühl ,vor dem Ungewissen, das hier auf einen zukommt‘, ab. Der Entschluss zu spenden stand aber bereits bei der Typisierung fest. Die Homepage der DKMS und das Spenderforum waren eine große Hilfe, sich umfassend zu informieren.

Alles wurde sorgfältig von der DKMS geplant. Jederzeit war ein Ansprechpartner für mich da. Besonders die medizinischen Voruntersuchungen waren gut vorbereitet. Es wurde sich rührend um einen gekümmert. Auch nach der Spende, direkt im Krankenhaus und die Tage danach, bestand regelmäßiger Kontakt. Ich hatte nie das Gefühl, ,allein gelassen‘ zu sein.

Belastend fand ich die 2 Wochen unmittelbar vor der Entnahme, als mir mitgeteilt wurde, dass der Patient nun auf die Spende vorbereitet wird und ohne die Knochenmarkspende keine Überlebenschance mehr hat. Das Gefühl der absoluten Verantwortlichkeit für einen Mitmenschen ist auch das Gefühl gewesen, das heute noch nachwirkt. Demnach hat die Spende nicht nur das Weiterleben des Patienten bewirkt, sondern auch mein weiteres Leben verändert.

Die Entnahme aus dem Beckenkammknochen fand unter Vollnarkose statt. Die Ärzte teilten mir nach dem Eingriff mit, dass alles optimal verlaufen sei. Die Beschwerden lassen sich als Verspannungs- oder auch Verstauchungsschmerzen charakterisieren. Diese konzentrierten sich auf den Entnahmebereich, also rechts und links über dem Gesäß, und waren 6 Tage nach der Knochenmarkspende vollständig verschwunden. Schmerzmedikamente habe ich nicht gebraucht.

Ich würde jederzeit sofort wieder spenden, denn ein Gesunder hat hundert Wünsche, ein Kranker bloß einen. Und wenn ich als Mitmensch dazu beitragen kann, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, so ist dies ein unbeschreibliches Gefühl und praktizierte Nächstenliebe.“

DKMS

„Seit vielen Jahren bin ich registrierter Spender der DKMS. Bei der dritten Anfrage zur detaillierten Blutuntersuchung Ende 2004 wurde es ernst. Ich erhielt die Mitteilung, dass ich zu einem Patienten passe. Die Stammzellentnahme im Januar 2005 war ein Kinderspiel! Sowohl die vorbereitende Woche als auch der Tag selbst (in der Entnahmeklinik am Wohnort) mit perfekter Betreuung durch das engagierte Team und Personal waren mehr als ,easy‘.

Auch die Nachbetreuung durch die DKMS übertraf die Erwartungen. Folgekontrollen der Blutwerte, nette Hinweise auf Aktionen, eine umfassende telefonische Nachsorge etc. – alles war echt o.k. Es erfüllte mich mit Freude und Stolz, einem Menschen die Chance gegeben zu haben, diese Krankheit zu besiegen.

Vor einiger Zeit erhielt ich einen Anruf – die Empfängerin, ein 11-jähriges Mädchen, hat es nicht geschafft. Im Mai 2005 ist sie in Zagreb verstorben.

Traurig. Enttäuscht. Geweint. Elender Krebs. Ein Kind. Diese Gedanken beschäftigen mich seitdem. Ich hatte, so glaube ich, eine Beziehung zu dem Menschen, von dem ich nichts wusste, aufgebaut. Eine Hoffnung gehegt, dass es ihm gelänge, mit meiner Hilfe wieder auf die Beine zu kommen, wieder zu leben, überhaupt weiterzuleben. Wie genial wäre dies gewesen. Welche Wirkung, mit meinem bescheidenen Einsatz!

Ich werde weiter zur Verfügung stehen, keine Frage! Von über 1,5 Mio. bereiten Spendern klappt es nur bei nicht einmal einem Prozent! Aber wenn’s klappt – muss dass für beide Menschen der Hit schlechthin sein! Weiter so – DKMS!!!“

 

 

 

 

aktion.carolin@erkersreuth.de
•  16.05.10   •  ©  FJ / MS  •