AKTION "Hilfe für Carolin, Helga und viele andere..... "


Frankenpost

Jetzt kämpfen die Jägers für andere

Leukämie | Die Familie von Carolin setzt sich auch nach der Heilung ihrer Tochter für die Knochenmarkspenderdatei ein und sammelt weiterhin Geld für andere Typisierungsaktionen.

Erschienen im Ressort Selb am 23.12.2009

Fred Jäger

Fred Jäger, Vater der geheilten Carolin aus Erkersreuth, sammelt Spenden und setzt sich für weitere Typisierungsaktionen ein.
Foto: Piazzese

Erkersreuth - Als Carolin Jäger im Februar 2006 an Leukämie erkrankte, war ihre Familie zunächst tief geschockt und ratlos. Sie musste nämlich erfahren, dass eine Behandlung dieser tückischen Krankheit bei Carolin nur mit einer Stammzellentransplantation möglich war. Allerdings hat jeder Mensch andere Gewebemerkmale, so dass ein Stammzellenspender nur sehr schwer zu finden ist.

Carolins Bruder Alexander erklärte sich sofort bereit, sich typisieren zu lassen. Bei einer Typisierung werden fünf Milliliter Blut entnommen, um zu überprüfen, ob jemand als Spender in Frage kommt. Leider stellte sich heraus, dass Alexander Jäger nicht geeignet war, seiner Schwester Stammzellen zu spenden. Fred Jäger, Carolins Vater, ließ sich aber nicht entmutigen und suchte nach anderen Alternativen für seine Tochter. Dabei wurde er im Internet und durch Informationen im Krankenhaus auf die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufmerksam.

Nun stand die Familie vor der Frage, ob sie mit der Erkrankung von Carolin an die Öffentlichkeit gehen sollte, um ganz offen nach einem geeigneten Spender zu suchen oder nicht. Die Entscheidung war schnell gefallen, sie entschied sich, mit Hilfe der Heimatzeitung die Suche publik zu machen. Fred Jäger organisierte eine große Typisierungsaktion in Selb, bei der sich möglichst viele Menschen als freiwillige Spender testen lassen sollten. Problem war aber der finanzielle Aspekt, da jede Typisierung 50 Euro kostet.

Doch die Firma, in der Carolin Jäger arbeitet, Bohemia Cristal, erklärte sich sofort bereit, das Vorhaben finanziell zu unterstützen - und viele andere namhafte Unternehmen der Region folgten diesem Beispiel, nicht zuletzt auch viele Privatleute. Auch die Sparkasse Fichtelgebirge war der Familie Jäger beim Sammeln von Spenden eine große Hilfe. So konnte letztendlich die Typisierungsaktion erfolgreich durchgeführt werden.

Von den 1171 getesteten Freiwilligen aus Selb und Umgebung haben bereits 16 erfolgreich Stammzellen gespendet, einige der Transplantationen gingen sogar nach Übersee, was zeigt, wie dringend Spenden gebraucht werden.

Zellen aus dem Beckenkamm

Bei einer Transplantation wird kein Rückenmark entnommen, wie fälschlicherweise angenommen wird, sondern lediglich Stammzellen aus dem Beckenkamm. In über 80 Prozent aller Fälle wird auch nur eine "periphere Stammzellentnahme" durchgeführt, was einer Blutspende sehr ähnlich ist. Mehr Informationen dazu finden man im Internet unter www.carolin.erkersreuth.de .

Für Carolin selbst war bedauerlicherweise bei den in Selb Typisierten kein geeigneter Spender dabei. Doch wenige Tage nach der Aktion hatte das Uniklinikum einen Stammzellenspender für Carolin gefunden. Die Transplantation war erfolgreich, so dass Carolin heute wieder gesund ist. Trotzdem engagiert sich Fred Jäger weiter ehrenamtlich für Leukämiekranke, um noch mehr Menschen bei der DKMS als mögliche Spender registrieren zu können.

Er hat sich zum Beispiel auch für die Hofer Typisierungsaktion am 11. Oktober für Jutta Gebhardt eingesetzt, die ebenfalls an Leukämie erkrankt ist. "Ohne viele freiwillige Helfer, sind solche Aktionen unmöglich", weiß Fred Jäger.

Carolins Bruder Alexander, der ja nicht als Spender für seine Schwester in Frage kam, hat im vergangenen Jahr für einen Kranken aus den USA Stammzellen gespendet und sich sehr darüber gefreut, dass er einem Fremden ohne großen Aufwand wahrscheinlich das Leben retten konnte.

Obwohl es schon zahlreiche, erfolgreiche Transplantationen gab, werden für die allein in Deutschland jährlich 11 600 Neuerkrankten noch viele Spender benötigt. Deshalb ist es wichtig, dass sich Freiwillige testen lassen. Dieser Test kann jederzeit beim Hausarzt durchgeführt werden, dafür benötigt man lediglich ein Päckchen von DKMS, worin sich alles Notwendige für die Typisierung befindet.

Die Kosten für einen Test müssen nicht einmal selbst getragen werden, da durch von Familie Jäger gesammelte Spenden der Betrag von 50 Euro gedeckt werden kann. Bei Interesse an eine Typisierung, kann man sich per E-Mail unter aktion.carolin@erkersreuth.de an Fred Jäger wenden, der dann alles Nötige in die Wege leitet.

Fred Jäger ist sich sicher, dass er, seine Familie und viele Freunde sich auch in Zukunft für Leukämiekranke einsetzen werden, um das Thema aktuell zu halten. Denn schließlich "kann es jeden jederzeit treffen".

Von Isabell Piazzese

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aktion.carolin@erkersreuth.de
•  16.05.10   •  ©  FJ / MS  •