Erschienen im Ressort Hofer Land am 17.07.2009
Jutta Gebhardt ist selbst an Leukämie erkrankt. Nun will sie anderen helfen. Sie ruft eine Typisierungsaktion ins Leben und plant unter anderem ein Benefizkonzert. Foto: Hermann Kauper
Hof - Es gibt mehrere Möglichkeiten, Leukämie zu behandeln: Tabletten, Chemo-Therapien, Bestrahlungen. Jutta Gebhardt benötigt eine Knochenmarktransplantation. Sie leidet an chronischer myeloischer Leukämie, kurz CML. Eine Zeit lang wurde sie mit Medikamenten behandelt. Die Behandlungen schlugen fehl. Ihre Suche nach einem geeigneten Spender barg die Idee, eine Typisierungsaktion zu veranstalten - am 11. Oktober in der Hofer Bürgergesellschaft.
Jutta Gebhardt ist 44 Jahre alt, Mutter dreier Kinder, glücklich verheiratet. Vor drei Jahren lernt sie ihren Mann kennen - kurze Zeit später erhält sie die Diagnose Leukämie. Das bedeutet, ihre weißen Blutkörperchen vermehren sich stark. Diese Leukämiezellen breiten sich dann im Knochenmark aus, verdrängen dort die übliche Blutbildung und können in Leber, Milz und weitere Organe eindringen und deren Funktion beeinträchtigen. Jutta Gebhardt macht drei Therapien mit Tabletten, "den neuesten Medikamenten". Sie alle schlagen fehl. Einzig eine Knochenmarktransplantation birgt Aussicht auf Heilung (siehe auch Artikel unten). In der Deutschen Knochmarkspenderdatei (DKMS) hofft sie, einen geeigneten Spender - ihren so genannten genetischen Zwilling - zu finden. 1,3 Millionen Menschen zählt die Datei. Weltweit. Die Quote liegt bei 1 zu 20 000. Soll heißen, unter 20 000 Menschen findet sich einer, dessen Gewebemerkmale nahezu vollständig übereinstimmen. Im April dieses Jahres findet Jutta Gebhardt ihren genetischen Zwilling - eine junge Frau, Studentin. Nun fährt sie in die Klinik nach Dresden.
In die Klinik
Dort wird sie auf die Transplantation vorbereitet, "drei Tage Chemo-Therapie, zwei Tage Vollbestrahlung" - mit dem Ziel, die kranken Zellen vollständig zu zerstören und das Abwehrsystem zu unterdrücken. So soll vermieden werden, dass die übertragenen Stammzellen abgestoßen werden. Sechs bis acht Wochen wird die Behandlung dauern, "das Immunsystem muss komplett aufgebaut werden". Danach möchte Jutta Gebhardt gerne wieder "ins Arbeitsleben zurück", möchte "voll und ganz für die Familie da sein". Denn, so sagt sie, es gibt Tage, an denen sie die Krankheit kaum merke.
Und dann gibt es die Tage, an denen sie "einfach nur müde" ist. Die Krankheit macht sich bemerkbar. Physisch. Psychisch: "Man lebt intensiver, beobachtet mehr, sieht vieles nicht mehr so eng. Es gab früher Dinge, über die ich mich aufgeregt habe, etwa die offene Zahnpastatube. Heute nehme ich diese Situationen ganz anders wahr." Und sie erfährt in den knapp drei Jahren ihrer Krankheit "viel Hilfsbereitschaft" und einen immer engeren Familienbund.
Nun möchte die Hoferin selbst helfen und bei der Typisierungsaktion in der Hofer Bürgergesellschaft zahlreiche neue Spender gewinnen. Für die Finanzierung des Projektes ist sie jedoch auf Unterstützung angewiesen - die Kosten für die Typisierung müssen über Spenden getragen werden. Zwei Benefizkonzerte sind eigens hierfür organisiert.
In der Michaeliskirche in Hof singt am 18. September, 19 Uhr, der Gospel-Chor "Joy in Belief". Der Kartenvorverkauf startet Anfang September, die Einnahmen gehen zugunsten der Typisierungsaktion. Ebenso die Erlöse aus dem Auftritt des Frauenkabaretts "Intakt", das am 9. Oktober im Haus der Familie, am Hofer Schellenberg, zu sehen sein wird.
Tanja Tenschert