Erschienen im Ressort Länderspiegel am 06.10.2009
Möchte, dass sich am Sonntag möglichst viele Menschen fünf Milliliter Blut für eine Typisierung abzapfen lassen: Jutta Gebhardt mit ihren beiden Söhnen Dennis (links) und Florian sowie Ehemann Günter. Auch die Familie der Patientin hilft mit, damit die Typisierungsaktion in Hof ein Erfolg wird. Foto: fz
Hof -Noch sind die 100 Tage nach der Transplantation nicht um, in denen sich Jutta Gebhardt besonders schonen muss. Dennoch widmet sich die Leukämiepatientin aus dem Hofer Ortsteil Haidt derzeit hauptsächlich einem Ziel: Dem Erfolg der Typisierungsaktion an diesem Sonntag, dem 11. Oktober, in der Hofer Bürgergesellschaft.
Die 44-Jährige hatte die Aktion im Februar dieses Jahres ins Leben gerufen. Damals wusste sie noch nicht, dass sie das Glück haben sollte, innerhalb von relativ kurzer Zeit eine geeignete Stammzellenspenderin zu finden. Normalerweise liegen die Chancen dafür bei 1 : 20 000. In manchen Fällen findet sich erst unter mehreren Millionen Menschen ein geeigneter Spender.
Jutta Gebhardt erhielt die Stammzellen ihres genetischen Zwillings im Juli dieses Jahres. Die ersten Monate nach der Transplantation gelten als besonders kritisch. Noch wirkt die Patientin sehr zerbrechlich. Sie soll Menschenansammlungen meiden und einen Mundschutz tragen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegt, weil die Gefahr, sich mit irgendeiner Krankheit anzustecken, für sie noch sehr groß ist.
Vor drei Monaten waren ihre Haare noch lang und blond. Infolge der Behandlungen sind sie ausgefallen. "Aber die Haare wachsen wieder", ist sich Jutta Gebhardt sicher. Sie ist froh, dass die Chemotherapie hinter ihr liegt und dass die Transplantation "sehr gut verlaufen ist", es habe kaum Abstoßungsreaktionen gegeben.
Momentan versucht die Patientin, mehr auf sich selbst zu achten. Aber es fällt ihr schwer. "Ich war mein Leben lang für andere da", sagt die schmale Frau, die vor ihrer Erkrankung als Pflegehelferin gearbeitet hat.
Sie weiß, was es bedeutet, die Chance und die Hoffnung auf ein neues Leben zu bekommen. Und diese Chance möchte sie jetzt auch anderen Patienten ermöglichen, die an der Leukämie leiden. "Für die potenziellen Stammzellenspender ist es nur ein kleiner Piks", sagt sie. Lediglich fünf Milliliter Blut würden abgezapft. Das Blut werde im Labor untersucht und - nur bei Einverständnis des Spenders - in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert.
Trotz ihrer momentanen Schwäche wird bei diesen Sätzen die Energie spürbar, die in dieser Frau steckt. Sie kämpft für ihre Ziele. Ihr größter Wunsch: Dass am Sonntag möglichst viele Menschen nach Hof kommen und sich typisieren lassen: "Wenn nur einer dabei ist, der ein anderes Leben retten kann, hat sich unsere Arbeit schon gelohnt", sagt Jutta Gebhardt.
Für Spender ist die Typisierung kostenlos. Dennoch entstehen dabei pro Bluttest Kosten in Höhe von 50 Euro, die die Krankenkassen nicht tragen. Deshalb haben Jutta Gebhardt und ihre zahlreichen Helfer aus der Region - auch die Gruppe "Hilfe für Carolin, Helga und viele andere" aus Selb gehört dazu - bereits mehrere Benefiz-Aktionen organisiert.
Die letzte findet an diesem Freitagabend (9. Oktober) statt. Das Hofer Frauenkabarett "Intakt" unterhält sein Publikum ab 20 Uhr im Haus der Familie am Schellenberg in Hof. Der Erlös der Veranstaltung geht als Spende an die Typisierungsaktion von Jutta Gebhardt. Karten für das Kabarett gibt’s im Ticketshop der Frankenpost (Telefon 09281/816-191) oder an der Abendkasse.
Die Typisierungsaktion in der Bürgergesellschaft Hof (Poststraße 6) am Sonntag, dem 11. Oktober, findet statt zwischen 11 und 15 Uhr. Die beiden Hofer Onkologen Dr. Hanns-Detlev Harich und Dr. Christian Kaspar betreuen die Aktion medizinisch. Spendenkonto der DKMS für die Aktion von Jutta Gebhardt bei der Sparkasse Hochfranken, Konto Nr. 221 052 483, BLZ 780 500 00. Mehr Infos unter www.dkms.de.
Von Beate Franz
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